gautschen

gautschen
gaut|schen 〈V. tr.; hatschaukeln ● die nasse Papierbahn \gautschen zw. zwei Walzen einlegen u. auspressen; einen Lehrling \gautschen den Lehrling in eine Bütte mit Wasser tauchen, damit er zünftig wird; er erhält den Gautschbrief u. muss die anderen freihalten (alter Drucker- u. Setzerbrauch) [regional für „wiegen, schaukeln“]

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gaut|schen <sw. V.; hat:
1. [wahrsch. aus frz. coucher = legen, schichten od. gleichbed. engl. to couch] (Papierherstellung) (Papier) zum Pressen u. Entwässern in das Gautschbrett legen.
2. [nach einem alten Buchdruckerbrauch, durch den symbolisch ausgedrückt werden soll, dass der Betroffene von seinen schlechten Gewohnheiten der Lehrzeit gereinigt worden ist] (Druckw.) (einen Setzer, Drucker od. Stereotypeur nach der Gesellenprüfung) in einer humorvollen Zeremonie in einen mit Wasser gefüllten Bottich od. auf einen großen nassen Schwamm setzen u. mit Wasser begießen.

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Gautschen,
 
1) Brauchtum: alter Aufnahmebrauch der Buchdrucker: Der Gehilfe wird in ein Fass mit Wasser gesetzt (»gegautscht«), wodurch er »zünftig« wird. Er empfängt dann den Gautschbrief und muss einen Freitrunk geben.
 
 2) Papierherstellung: 1) Zusammenpressen der nassen Papierbahn in der Gautschpresse am Ende der Papiermaschine (Langsiebmaschine), wobei die Papierbahn durch Entzug des Wassers soviel Stabilität erlangt, dass sie ohne Unterlage geführt werden kann. 2) Durchlaufen mehrerer nasser übereinander geführter Papierbahnen in der Gautschpresse, die dabei zusammengepresst werden, sodass sich die Fasern der einzelnen Bahnen miteinander verfilzen. Dieses Verfahren dient der Herstellung von Karton und Pappe.

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1gaut|schen <sw. V.; hat [1: unter Einfluss von 2gautschen, wahrsch. < frz. coucher = legen, schichten od. gleichbed. engl. to couch; 2: nach einem alten Buchdruckerbrauch, durch den symbolisch ausgedrückt werden soll, dass der Betroffene von seinen schlechten Gewohnheiten der Lehrzeit gereinigt worden ist]: 1. (Papierherstellung) (Papier) zum Pressen u. Entwässern in das Gautschbrett legen. 2. (Druckw.) (einen Setzer, Drucker od. Stereotypeur nach der Gesellenprüfung) in einer humorvollen Zeremonie in einen mit Wasser gefüllten Bottich od. auf einen großen nassen Schwamm setzen u. mit Wasser begießen: So „unbändig“ war das Verlangen nach der erfrischenden Wassertaufe nicht: Kräftige Helfer, „Packer“ genannt, standen bereit, widerstrebende Täuflinge mit Gewalt zu g. (MM 5. 9. 66, 4).
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2gaut|schen <sw. V.; hat [zu 2Gautsche] (südwestd.): schaukeln, wiegen: auf, mit dem Stuhl g.; die Hitlerjungen ... packten die Leichen an den Füßen und ließen sie g. (Noack, Prozesse 97).

Universal-Lexikon. 2012.

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  • Gautschen — eines Druckerlehrlings 2004 in Düsseldorf Gautschen ist ein bis ins 16. Jahrhundert rückverfolgbarer Buchdruckerbrauch, bei dem ein Lehrling nach bestandener Abschlussprüfung im Rahmen einer Freisprechungszeremonie in einer Bütte untergetaucht… …   Deutsch Wikipedia

  • Gautschen — Gautschen, in der Papierfabrikation das Übertragen des frisch geschöpften Bogens auf den Filz (s. Papier); dann soviel wie gaukeln, hänseln. Buchdrucker g. hier und da den Neuling, indem sie ihn auf einen nassen Schwamm setzen, worauf ihm eine… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Gautschen — (Kautschen), die Arbeit der Entwässerung des noch aus losen, stark mit Wasser gemengten Fasern bestehenden Papierbogens oder auch der Papierbahn in der Maschine durch Anpressen an eine Filzplatte oder mit Filz überzogene Walze, also durch… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Gautschen — Gautschen, verb. reg. act. eben daselbst, die Bogen aus der Form nehmen, und auf das vorhin gedachte Bret legen. Anm. Dieses alte sonst veraltete Wort bedeutet eigentlich legen, und ist zugleich die Mutter oder Tochter des Franz. coucher, welches …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • gautschen — gautschen1 Vsw schaukeln, wiegen per. Wortschatz wobd. (15. Jh.) Stammwort. Andernorts auch gauken, gaukeln, so daß wohl ein altes * gūkezzen o.ä. vorausliegen wird. Das Wort ist aber in alter Zeit nicht bezeugt. deutsch d. gautschen2 Vsw per.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • gautschen — gaut|schen (Papier zum Pressen ins Gautschbrett legen; auch Buchdrucker, Setzer nach altem Buchdruckerbrauch nach der Ausbildung aufnehmen; südwestdeutsch für schaukeln); du gautschst …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Gautschen — * Sie gautscht daher, wie die Ent im Dreck. (Nürtingen.) – Haug …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Gautschling — Gautschen eines Druckerlehrlings 2004 in Düsseldorf Ein Gautschling oder Kornut ist ein ausgelernter Lehrling des Druckerhandwerks, der aber den Gesellenbrief noch nicht erhalten hat. Um als Mitglied der Druckerzunft für würdig befunden zu werden …   Deutsch Wikipedia

  • Kornut — Gautschen eines Druckerlehrlings 2004 in Düsseldorf Ein Gautschling oder Kornut ist ein ausgelernter Lehrling des Druckerhandwerks, der aber den Gesellenbrief noch nicht erhalten hat. Um als Mitglied der Druckerzunft für würdig befunden zu werden …   Deutsch Wikipedia

  • Papier [1] — Papier (hierzu Tafel »Papierfabrikation I III«), ein blattförmiges, durch Verfilzung seiner Fäserchen entstandenes Fabrikat, das in den verschiedensten Größen (Formaten) und Dicken hergestellt wird. Bis zu der Dicke, bei der es, ohne zu brechen,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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